Starkregengefahrenkarten

Erstellung von Starkregengefahrenkarten für die Gemeinde Feldatal

Hintergrund:

Im Zuge der glo­ba­len Kli­ma­ver­än­de­rung nimmt auch in unse­ren Gegen­den die durch­schnitt­li­che Jah­res­tem­pe­ra­tur zu. Damit geht eine Häu­fung von Extrem­wet­ter­la­gen ein­her. Bei kur­zen, aber sehr kräf­ti­gen Nie­der­schlä­gen, soge­nann­ten Stark­re­gen, müs­sen gro­ße Was­ser­mas­sen ober­ir­disch abflie­ßen, wenn sie nicht mehr voll­stän­dig vom Kanal­netz oder angren­zen­den Gewäs­sern auf­ge­nom­men wer­den kön­nen. Sol­che Ereig­nis­se, zum Bei­spiel wäh­rend eines som­mer­li­chen Gewit­ters, betref­fen oft nur weni­ge Quadratkilometer.

Stark­re­ge­n­er­eig­nis­se füh­ren zu loka­len Über­flu­tun­gen der Vor­flu­ter, Ent­wäs­se­rungs­grä­ben und auch zum Teil von Wegen, Stra­ßen und Grund­stü­cken. Bei plötz­li­chem Stark­re­gen wer­den Bach­bet­te, Grä­ben und vor allem die Kana­li­sa­ti­on zu Eng­stel­len, deren Kapa­zi­tä­ten meist in kür­zes­ter Zeit erschöpft sind. Auch inner­halb der Mit­glieds­kom­mu­nen des Abwas­ser­ver­bands Obe­rer Rhein­gau kam es in den letz­ten Jah­ren zu sol­chen Stark­re­ge­n­er­eig­nis­sen. In meh­re­ren Ein­sät­zen muss­ten die Frei­wil­li­gen Feu­er­weh­ren ent­spre­chend Hil­fe­stel­lun­gen leis­ten. Es ent­stand teils erheb­li­cher Sach­scha­den in den ein­zel­nen Kommunen.

Definition Starkregen:

Von Stark­re­gen spricht man bei gro­ßen Men­gen Nie­der­schlag in einem kur­zen Zeit­in­ter­vall. Sol­che Ereig­nis­se zeich­nen sich durch eine gerin­ge räum­li­che Aus­deh­nung, beson­ders kur­ze Ent­ste­hungs­zeit­räu­me und eine kur­ze Dau­er aus.

Der Stark­re­gen­in­dex soll die Bewer­tung von Stark­re­ge­n­er­eig­nis­sen über die Inten­si­tät des Nie­der­schla­ges ver­ein­fa­chen und ver­ständ­li­cher dar­stel­len. Dafür wur­den Rege­n­er­eig­nis­se in 12 Stu­fen, soge­nann­te Stark­re­gen­in­di­zes zwi­schen 1 und 12, ein­ge­teilt. Wäh­rend der Index 1 einen „nor­ma­len“ Stark­re­gen beschreibt, der in den Som­mer­mo­na­ten häu­fi­ger fällt, beschreibt der Index 12 ein extre­men Stark­re­gen, der sehr sel­ten fällt.

Durchführung der Starkregensimulationen:

Zur Loka­li­sie­rung von Eng- und Gefah­ren­stel­len infol­ge von Stark­re­ge­n­er­eig­nis­sen för­dert das Land Hes­sen die Erstel­lung von Stark­re­gen­ge­fah­ren­kar­ten in kom­mu­na­len Kli­ma­schutz- und Kli­ma­an­pas­sungs­pro­jek­ten mit bis zu 100 % För­der­quo­te. Die Mit­glieds­kom­mu­nen des Abwas­ser­ver­bands Obe­rer Rhein­gau haben sich zum Ziel gesetzt, gegen die Fol­gen von Stark­re­ge­n­er­eig­nis­sen pro­ak­tiv tätig zu wer­den und des­halb die ent­spre­chen­de För­de­rung bean­tragt und die Erstel­lung einer Stark­re­gen­si­mu­la­ti­on bei der Inge­nieur­ge­mein­schaft Ruiz Rodri­guez + Zeisler + Blank, GbR in Auf­trag gegeben.

Die Grund­la­ge für die­se hydrau­li­schen Unter­su­chun­gen bil­det ein hoch­auf­ge­lös­tes Abbild des vor­han­de­nen Gelän­des, wel­ches aus den lan­des­weit vor­lie­gen­den Laser­scan­da­ten ent­nom­men wer­den konn­te. Als zusätz­lich Ein­gangs­grö­ßen wur­den die Nut­zungs­ar­ten des Gelän­des, abfluss­re­le­van­te, lini­en­haf­te Hin­der­nis­se im Ein­zugs­ge­biet und hydro­lo­gi­sche Ein­gangs­pa­ra­me­ter ver­wen­det. Durch die gewähr­te För­de­rung durch das Land Hes­sen sind bei den hydro­lo­gi­schen Daten soge­nann­te RADO­LAN-Daten (Radar-Online-Anei­chung) zu ver­wen­den. Hier­bei han­delt es sich um abge­lau­fe­ne und mit­tels Radars erfass­te flä­chen­de­cken­de, räum­lich und zeit­lich hoch auf­ge­lös­te quan­ti­ta­ti­ve Nie­der­schlags­da­ten, wel­che vom Deut­schen Wet­ter­dienst (DWD) für sol­che Betrach­tun­gen zur Ver­fü­gung gestellt werden.

Die­se Bemes­sungs­re­gen las­sen sich aller­dings nicht ein­deu­tig Jähr­lich­kei­ten bzw. einem ein­deu­ti­gen Stark­re­gen­in­dex zuord­nen. Neben den RADO­LAN-Daten wur­den die Simu­la­tio­nen daher zusätz­lich mit Nie­der­schlags­be­las­tun­gen nach KOSTRA-DWD für ver­schie­de­ne Stark­re­gen­in­di­zes durch­ge­führt, da die­se nach DIN 1986-100 für die Bemes­sung von Schutz­maß­nah­men die Grund­la­ge bilden.

Mit­tels einer 2‑dimensionalen hydrau­li­schen Simu­la­ti­on wur­de die Gefähr­dung durch Stark­re­gen für die ver­schie­de­nen Nie­der­schlags­be­las­tun­gen für die Gemein­de Felda­tal ermit­telt. Zusätz­lich wur­de eine Risi­ko­be­wer­tung für die Sied­lungs­be­rei­che durch­ge­führt, in wel­cher die Gefähr­dung für die Bebau­ung inner­halb der ein­zel­nen Orts­tei­le unter­sucht und klas­si­fi­ziert wurde.

Die Ergeb­nis­se die­ser Simu­la­ti­ons­be­rech­nun­gen von Stark­re­ge­n­er­eig­nis­sen wur­den in Form von Stark­re­gen­ge­fah­ren­kar­ten und Risi­ko­ka­r­ten auf­be­rei­tet und zur Ver­fü­gung gestellt.

Starkregengefahrenkarten:

Die Stark­re­gen­ge­fah­ren­kar­ten und die Risi­ko­ka­r­ten wur­den für das gesam­te Ein­zugs­ge­biet der Gemein­de Felda­tal erstellt. Im Fol­gen­den kön­nen die ein­zel­nen Kar­ten­aus­schnit­te als druck­freund­li­che pdf-Datei auf­ge­ru­fen und her­un­ter­ge­la­den wer­den. Über die Über­sichts­kar­te kann der für Sie rele­van­te Bereich aus­ge­wählt wer­den. Die dazu­ge­hö­ri­gen Kar­ten­aus­schnit­te sind im DIN A3-For­mat erstellt und kön­nen somit bei Bedarf aus­ge­druckt werden.

Die Stark­re­gen­ge­fah­ren sowie die Risi­ko­ka­r­ten ste­hen für die fol­gen­den Nie­der­schlags­be­las­tun­gen zur Verfügung:

  • Maß­ge­ben­de, abge­lau­fe­ne Nie­der­schlags­er­eig­nis­se aus RADOLAN
  • Stark­re­gen­in­dex 4: T = 30 a, D = 60 min (inten­si­ver Starkregen)
  • Stark­re­gen­in­dex 7: T = 100 a, D = 60 min (außer­ge­wöhn­li­cher Starkregen)

Entwicklung von Schutzmaßnahmen:

Auf­bau­end auf der hydrau­li­schen Gefähr­dungs- und der Risi­ko­ana­ly­se, wel­cher den Hand­lungs­be­darf im Stark­re­gen-Risi­ko­ma­nage­ment abbil­det, wer­den in wei­te­ren Arbeits­schrit­ten Maß­nah­men­vor­schlä­ge für Schutz­maß­nah­men erarbeitet.

Die Maß­nah­men­stand­or­te wer­den so aus­ge­wählt, dass wenn mög­lich direkt bei der Abfluss­bil­dung abflie­ßen­des Ober­flä­chen­was­ser zurück­ge­hal­ten wird. Hier­bei han­delt es sich um dezen­tra­len Hoch­was­ser­schutz. Der dezen­tra­le, inte­grier­te Hoch­was­ser­schutz beschreibt ein sol­ches Vor­ge­hen, wel­ches meh­re­re klei­ne Maß­nah­men zur Was­ser­rück­hal­tung vor­sieht. Die­se Maß­nah­men sol­len ver­hin­dern, dass Nie­der­schlags­was­ser bei Stark­re­ge­n­er­eig­nis­sen von den Außen­ge­bie­ten in die Sied­lungs­be­rei­che einströmt.