Aus Felda wird Groß-Felda
Der Ort, der früher Felda hieß, wurde zwischen dem 25. August 1856 und dem 06. September 1857 in Groß-Felda umbenannt. Warum, ist urkundlich nicht mehr nachvollziehbar. Nach der mündlichen Überlieferung soll es sich so zugetragen haben:
Der in der damaligen Zeit regierende Großherzog bereiste sein Oberhessen. Dabei besuchte er auch das Felda. Die Gemeinde hatte sich besonders großen Aufwand geleistet, um die Ortschaft in einen sauberen und gepflegten Zustand zu setzen. So waren alle Straßen und Plätze gereinigt und anschliessend geschmückt worden. An den Dorfausgängen sollen Girlandenbögen mit der Aufschrift „Ein herzliches Willkommen unserem gnädigsten Landesherren“ angebracht worden sein.
Der Großherzog, beeindruckt von der Mühe, Sauberkeit, Ordnung und Huldigung des Ortes soll gerufen haben: „Dieser Ort darf nicht nur Felda, er muss Groß-Felda heißen“
Ratschläge für eine Reise in den Vogelsberg
Zum Ausgangspunkt für eine Vogelsbergreise ergiebt sich naturgemäss eine der nächstgelegenen Eisenbahnstationen. Wesentlich in Betracht kommen hier dabei: Grünberg, Mücke, Alsfeld und Lauterbach auf der Strecke Giessen-Fulda, Laubach, Endstation der Nebenbahn Hungen-Laubach, Schotten, Endstation der Nebenbahn Nidda-Schotten, Gedern, Endstation der Nebenbahn Stockheim-Gedern. Aber ausser diesen Anfangspunkten, die durch die Eisenbahn zu erreichen sind, giebt es im Gebirg noch eine grosse Anzahl von Städtchen und Dörfern mit guten Wirtshäusern, in denen man, allerdings fern von befrackten und Trinkgeld heischenden Kellnern, fern auch von mit Leckerbissen besetzten Gasttafeln ein gutes Unterkommen und reichlich Betten findet.
Ein alter Spottvers sagt zwar:
„Das Land zu Hessen
Hat grosse Berge und nicht zu essen“;
das passt aber nicht auf den Vogelsberg. Lange und steile Wege hat er genug, aber zu essen und zu trinken findet man überall, auch im kleinsten Dörfchen, namentlich wenn man bescheidene Ansprüche stellt. Doch wird man, wenn man die Wahl hat, nicht gerade das ärmste Dörfchen zur Nachtrast wählen. Es ist also angezeigt, zu Beginn der Reise einen Plan zu entwerfen, der keine übermässigen Ansprüche an die Kräfte stellt und im Voraus das Ziel für die Nacht bestimmt. Doch sei man in dieser Hinsicht auch nicht starrköpfig; findet man bei nahender Dunkelheit einen Ort, der leidliches Unterkommen darbietet, so laufe man nicht bis zu dem geplanten Endziel in die Nacht hinein, die Gelegenheit bietet auf Irrwege zu geraten, jedenfalls aber keine Gelegenheit bietet, sich der Schönheiten des Weges zu erfreuen. Ortskundige Führer sind zwar überall zu haben, aber nur in den seltensten Fällen nötig, es sei denn, dass jemand besonderen Gefallen an Winter und Schneemärschen hätte. Aber auch plötzlich eintretende Nebel können Verlegenheit bereiten.
Was „die gute alte Zeit“ dem übernachtenden Reisenden zu bieten hatte, kann man aus einem Taschenbuch für Reisende aus dem Jahre 1797 erfahren. Darin ist unter anderem zu lesen:
Man vermeide Zimmer, die auf den Hof des Gasthauses hinausgehen, wo man vielleicht einen Misthaufen mit einem dabei stehenden Kotsee unter dem Fenster hat, so auch Zimmer, welche nahe an den Abtritten liegen.
Kann das Bett des Zimmers nicht frisch überzogen werden, so behalte man diejenigen Kleidungsstücke, die zur Bekleidung der Blöße dienen, an. Muss man sich mit einer Streue begnügen, so lasse man sich frisches Stroh geben, weil man sonst mit den kriechenden Überresten der zuvor darauf ruhenden beschenkt werden kann. Findet man sich auf dem Kopf mit Ungeziefer belästigt, so reibe man vor dem Schlafengehen Läusesalbe zwischen die Haare und setze eine Nachthaube auf. Sind Filzläuse da, so gibt es nichts Besseres, als die Stellen mit Branntewein und Tobakasche einzureiben. Das Waschen des Gesichtes und der Hände ist sehr notwendig, aber auch Hals Nacken und Ohren dürfen beim Waschen nicht vergessen werden.
Das Pudern und Schminken sollen die Damen auf der Reise unterlassen. Überdem wird ein Gesicht, das einem alten baufälligen Häuschen gleicht welches frisch getüncht und mit dem Wörtchen renovatum geziert wurde, wenig Eindruck auf die Einheimischen machen und gar keinen auf die Bäume und Sträucher.
Teil I Auszug aus: Otto Buchner „Führer durch den Vogelsberg“, Giessen 1894
Uijuijuijuijui …
Bei seinem Rundgang kommt der Nachtwächter, welcher die halbe Stunde ausruft, in der Mitte des Dorfes an ein Gehöft. Hier sitzt gerade der Besitzer an seiner Dungstätte und verrichtet ein menschliches Bedürfnis. In seinem langen weißen Nachthemd sieht dieser recht gespenstisch aus. Dem Nachtwächter der gerade: „Halber …“ ruft, bleibt der Rest im Munde stecken und statt der Uhrzeit kommt nur noch ein: „Uijuijuijuijui …“ heraus. Dann ergreift er fluchtartig das Weite.