Fachwerkkirche Ermenrod
Die alte Kapelle in Ermenrod wurde im Jahr 1705 abgebrochen und durch einen Fachwerkbau „mitten im Dorf“ ersetzt. Das neue Gotteshaus war anscheinend sehr schlecht gebaut, denn schon nach 30 Jahre war „die Kirche in so hohem Grade baufällig, dass der Gottesdienst darinnen ohne zu befürchten habende Lebensgefahr nicht länger verrichtet werden kann“. Unterlagen in den Archiven lassen vermuten, dass auch diese Kirche wieder niedergelegt und im Jahr 1735 der heute noch bestehende Bau (inzwischen Martin Luther Kirche) erstellt wurde. Im Jahr 1905, so wird berichtet, wurde das Fachwerk von Putz, Schiefer und Schindeln befreit und wieder hergestellt. Die Schindelung auf der Wetterseite blieb bestehen.
Die Kirche, ein Rechteckbau mit zweigeschossiger Fachwerkkonstruktion, hat ein Satteldach mit Krüppelwalm über der Eingangsseite. Ein schlanker hoher Haubendachreiter ist aufgesetzt. Das Fachwerk ist mit Mannfiguren ausgeführt, deren Streben gebogen sind. Am Westteil wird der konstruktive Unterbau des Turmes deutlich sichtbar. Trotz der massiven Dimensionierung der Balken musste, um den Bau zu sichern, in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts im Inneren eine Stützkonstruktion eingefügt werden.
Im Innenraum sind die Emporen sind an drei Seiten angeordnet, wobei auf derjenigen gegenüber dem Altar die Orgel steht. In den Emporenfeldern wechseln Medaillons mit Sprüchen aus dem Glaubensbekenntnis und Apostelbilder. Letztere sind mit ihren kräftigen dunklen Farben der Malweise Caravaggios nachempfunden; sie stammen noch aus der alten Kirche. An der emporenfreien Südwand steht auf einer kräftigen gedrehten Säule die farbige, reich geschnitzte Barockkanzel mit Christus und Evangelistenfiguren. Auch die Kanzel, geschaffen von dem Lauterbacher Andreas Wahl, war bereits Inventar der Vorgängerkirche. Ein Fenster der Südseite zeigt seit dem Jahr 1934 Portraits von Luther und Calvin. – Der Altar wurde in jüngster Zeit neu gestaltet; im Jahr 2001 ein „Kleeblattkreuz“ aus Südtirol angeschafft.
Kirche Groß-Felda
Groß-Felda besaß zur Zeit der Einführung der Reformation eine Pfarrkirche.
Die Kirche dient, in der Folgezeit mehrfach repariert und auch verändert, ihrer Bestimmung noch heute.
Unter den Wiederherstellungen und Veränderungen, die an der Kirche vorgenommen wurden,
ist ein im Jahre 1713 durchgeführter Neubau des oberen Teiles des Kirchturms,
eine in der 80er Jahren des 18. Jahrhunderts erfolgte gründliche Wiederherstellung der Kirche,
sowie eine im Jahre 1899 erfolgte Reparatur des Kircheninneren und Kirchenäußeren der Erwähnung wert.
Im Jahre 1713 wurde der obere Teil des Turmes niedergelegt und hierauf der Turm „neuaufgebaut“.
Fachwerkkirche Kestrich
In Kestrich stand im Mittelalter bereits eine Kapelle. Sie scheint im Laufe der Zeit verschwunden zu sein, denn später heißt es, dass im den Jahren 1772 und 1773 im Ort „wieder“ ein Gotteshaus erbaut wurde „zu Bequemlichkeit der alten und schwächlichen Leute, welche zur Mutterkirche (Windhausen) zu gehen ohnvermögend, sodann zu besserer Haltung des Gottesdienstes mit Bethstunden“.
Die Einwohner hatten zum Neubau „ein fürstlich Jagdhaus zu Buchholz bey Romrod im Wald erkauft“ und im Ort aufgestellt. Da das aber von der Größe her unzureichend war, „deßfallß nachhero andere Baumaterialien noch darzu herbeygeschaffet“ – Baukosten: über 2.200 Gulden. – Die Innenausstattung der Kirche ist einfach; auffallend Rocaille-Bandwerk an den Gestühlswangen.
Das Fachwerkgebäude mit einem für die kleine Kirche überdimensioniert erscheinenden Turm steht heute noch in der Ortsmitte, dort, wo die beiden Bergbäche zusammenfließen und die Felda bilden. Eine Besonderheit und wahrscheinlich einmalig ist dieser Standort insoweit, als in direkter Nachbarschaft – nur eine Straßenbreite weiter – die jüdische Gemeinde Kestrich mit Synagoge, „Jirreschul“ und Lehrerwohnung ihr religiöses Zentrum hatte.
Kirche Köddingen
Anlässlich einer Visitation im Jahr 1628, also im 30jährigen Krieg, wird die Köddinger Kirche als „böß“ bezeichnet; nach dem Krieg wurde sie wiederhergestellt. In der Pfarrchronik wird über den Zustand der Kirche in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts berichtet:
„Alte Personen erinnern sich noch an das alte, sehr baufällige Gebäude, in dessen Mitte eine aus einem einzigen Stamme bestehende, die ganze Höhe des inneren Raumes durchsteigende Säule von großer Dicke gestanden habe. Dies erinnert noch an jene, nun entschwundene Zeit, wo colossale Bäume in hiesiger Gegend keine Seltenheit waren, und wo solche wegen der Schwierigkeit des Transports oft keinen Käufer fanden.“ Im Jahr 1807 wurde die alte Kirche abgebrochen und mit der Errichtung eines Neubaus nach Plänen von Friedrich Sonnemann begonnen. Drei Jahre später, also 1810, wurde der klassizistische Bau vollendet. Am 6. Mai dieses Jahres fand die Kirchweih statt. Diese Kirche ist noch heute das Gotteshaus der Gemeinde.
Bei der Erbauung der Kirche hatte man sich „erlaubt“, „nicht nach dem Riß zu bauen“, was zur Folge hatte, dass sich bei dem vollendeten Bau „viel Verunstaltungen und Schäden“ zeigten. Insbesondere war der Glockenstuhl aus Linden- und Buchenholz, der auf der alten Kirche gestanden hatte, so unglücklich auf die neue Kirche gesetzt worden, dass er nicht Bestand haben konnte. Bereits im Jahr 1827 musste man ihn herunternehmen und durch einen neuen Glockenstuhl ersetzen zu lassen.
Innenanordnung und Details ähneln denen von Ober-Ohmen, doch steht die Orgel hier über dem Eingang. – Gefällig geschwungene Kanzel.
Fachwerkkirche Stumpertenrod
Auf einer an der Stumpertenröder Pfarrkirche angebrachten Inschrift ist festgehalten, dass der Kirchenbau im Jahr 1696 errichtet („erectum“) und erst im Jahr 1712 eingeweiht („consecratum“) wurde.
Die Vorgängerkirche wird in Unterlagen des Jahres 1628 als „baufällig“ bezeichnet. Im Jahr 1687 wurde wegen „Reparierung der sehr baufälligen Kirche und Kirchenthurns“ verhandelt. Nachdem die Kirche um die Mitte der 90er Jahre des 17. Jahrhunderts niedergelegt eurde, wird im Dezember des Jahres 1996 berichtet, daß „der Kirchenbau bis auff den Thurn von dem Zimmermann verfürtigt und mit der Gotteshülf glücklich aufgeschlagen“ sei. Mit dem weiteren Ausbau ging es aber nur langsam voran, weil die Gemeinde für Kirchenneubau „bey anderthalb tausend Gülden“ ausgegeben hatte und nicht mehr imstande war, weitere Mittel aufzubringen. Man musste deshalb im Jahr 1697, nachdem die Kirche „in die Mauer und Dach gebracht“, den Gottesdienst in der noch unausgebauten Kirche beginnen. Dazu kam, dass die Gemeinde beim Einkauf der Schiefersteine für das Kirchendach „mit denenselben übel versehen worden“. Viel der Steine – „ganz faul“ – fielen vom Dach. Die Gläubigen konnten bis zum Jahr 1704, in dem man die „üblen Schieferstein“ beseitigte, „in der Kirch bey gehaltenem Gottesdienst nicht mehr trocken sitzen“. Der Innenausbau aber wurde erst im Jahr 1712 vollendet und das Gotteshaus dann offiziell eingeweiht.
Die mitten im Dorf stehende Kirche, die größte Fachwerkkirche Hessens, ist ein Saalbau mit dreiseitigem Schluss, Satteldach mit Krüppelwalm und Laternendachreiter. Das kraftvolle zweigeschossige Fachwerk ist mit durchgehenden Eckstreben ausgeführt. Im unteren Teil findet sich ein Band von Streben und Gegenstreben, oben eine Reihung von Hessenmannfiguren. Ursprünglich war wohl das gesamte Fachwerk sichtbar, später wurde es bis auf die West- und Nordwand sowie eine Seite des Chorpolygons verschindelt, im Jahr 1906 aber an allen Chorseiten die Schindeln entfernt, jedoch bis heute Zug um Zug die Felder des Chores wieder überdeckt. Das schmuckreiche, von gedrehten Säulen gerahmte Portal mit geschweiftem Giebel wird oft als ausgezeichnetes Werk Vogelsberger Volkskunst eingestuft.
Im Inneren zieht sich eine Empore an der Westseite und – zweigeschossig – an der Südseite entlang, hinzu kommt im Osten die Orgelempore. Den Raum überfängt eine flache Holztonne mit Quergurten. In der Gewölbemitte schwebt ein Pelikan, über der Westempore aber blickt grimmig ein Männerkopf – ein Schreckkopf oder nur das Portrait des Baumeisters? Die Kanzel an der Nordwand, mit Rundbogenarkaden und konischen Pilastern, einschließlich des Schalldeckels mit Schnirkelkrone, stammt aus dem Jahr 1617. Auch an der Nordwand befindet sich der Barockepitaph des ehemaligen Pfarrers Kreuder.
Anlässlich einer Restaurierung des Jahres 1906 wurden an den Emporenbrüstungen Gemälde – Christus und Luther inmitten der zwölf Apostel, an der Oberempore die vier Evangelisten – freigelegt und wiederhergestellt. Aus dieser Zeit stammen auch zwei gestiftete Glasfenster – der gute Hirte und der Sämann – damals vom Glasmaler Voege in Mannheim ausgeführt. Die Fenster hielt später der Architekt der Kirchebauverwaltung für einen Stilbruch und wollte sie entfernen lassen. Die Ortsbewohner aber wollten und konnten das erhalten, was ihren Eltern und Großeltern wertvoll war.
Kirche Windhausen
Zu Bauarbeiten der alten Kirche von Windhausen liegt ein interessanter Bericht vor, der hier wiedergegeben werden soll: Als man dort im Jahr 1733 eine Orgel einbaute, stellte man die neu erbaute Bühne so unglücklich auf, dass sie den Junkern Schenck zu Kestrich für ihren „adelichen Kirchenstand die Lichtung entzog, sodann die Aussicht nach der Cantzel und Chor benahm“.
Auf die Beschwerde der Junker hin wurde der „adeliche Kirchenstand“ in den Chor verlegt. Damit war aber eine richtige Lösung noch nicht gefunden, denn durch die Verlegung ihres Kirchenstandes in den Chor verlor die an sich sehr enge und kleine Kirche eine größere Anzahl von Plätzen, „sintemal viele Leute von ihren Ständen hatten weichen müssen“. Um neue Sitzplätze zu schaffen, wurde im Jahr 1742 die „vor etlichen Jahren neu verfertigte Orgel“ von der Männerbühne „der Canzel gegenüber“, entfernt und „auf den Bogen über der Canzel“ gestellt, wodurch auf der Männerbühne wieder Plätze geschaffen werden konnten.
In dem Inventarium von 1805 wird berichtet: „Kirche zu Windhausen … ist sehr alt und für die beiden Gemeinden (Windhausen und Kestrich) zu klein. Ihr Alter kann nicht angegeben werden. Steht in der Mitte des Dorfs. Der Thurm ruht auf dem Chor, hat einen Absatz von 8 Fuß. Das Dach ist mit Schiefern belegt.„
Im Jahr 1840 wurde die alte Kirche abgebrochen. Der auf dem Chor ruhende Turm blieb allerdings stehen und wurde in den Neubau einbezogen. Am 11. Dezember des Jahres 1842 fand die Kirchweih statt. Diese Kirche mit dem alten Frontturm und dem neuen klassizistischen Saalbau ist noch heute das Gotteshaus der Gemeinde.
Das Innere ist auf drei Seiten von Emporen umzogen. Die Kanzel befindet sich hinter dem Altar. Zwei hohe Rundbogenfenster in der Altarwand enthalten Darstellungen in guter Farbigkeit: „Taufe und Auferstehung Christi“; seitlich bringen Ornamentfenster Helligkeit in den Altarraum. Die Flachdecke ist mit einer großen Rosette verziert. Vom gotischen Taufstein, er diente lange Zeit als Viehtränke, ist nur noch der Kelch erhalten.
Fachwerkkirche Zeilbach
Eine Kostbarkeit unter den Vogelsberger Fachwerkkirchen ist das kleine Gotteshaus in Zeilbach. Es gehört zu den ältesten Fachwerkkirchen im Gebiet. Die Inschrift über dem Eingang gibt Auskunft über das Entstehungsjahr: ZIMMERMEISTER ALS IOST WEIZEL ANDREAS DIEL AO 1668 – Darunter: ANNO – OGOTT DIE BESE ROTT ZERSTOER – VND SCHVTZ VNS BEI DER REINE LEHR. Es ist eine Besonderheit, dass bei solch alten Fachwerkkirchen die Namen der ausführenden Zimmermeister überliefert sind.
Wenn man zum ersten Mal die Kirche betritt, ist man einerseits von der Farbigkeit und Vielfalt des Innenraums überrascht, zum anderen aber auch erstaunt von der Weite, die ein solch kleiner Raum vermitteln kann. Das mag an den Fensterflächen liegen, die viel Licht herein lassen, noch mehr aber an der im Verhältnis zum kleinen Grundriss doch recht großen Höhe des Raums.
Eine kräftige Mittelsäule im Schiff trägt den Längsunterzug. Hinter ihr ruht auf zwei hohen Vierkantstützen ein großer Chorbogen, der von einem Querbalken mit darauf stehender Brettdockenreihe überdeckt wird. Durch die Kreuzung mit dem Längsunterzug wird die Kirchendecke in vier Felder gegliedert, in denen Stuckmedaillons mit Pelikan, Adler und Fruchtbündeln den Blick auf sich ziehen. Die dreiseitige Empore ist uneinheitlich und trägt über dem Eingang die Orgel. Auf den Emporenfeldern wurden im Jahr 1968 die Pflanzenmotive der Bauzeit unter mehreren Farbschichten freigelegt.
Der Altar ist einfach. Die Kanzel aus dem Jahr 1668 wirkt trotz ihrer geschnitzten Hermenpilaster an den Kanten nicht aufdringlich. Am Pfarrstand ist die Zahl 1777 zu lesen und wohl der Name eines Pfarrers: Johann Lasser Weitzel
Der kleine Rechteckbau mit Satteldach und außermittigem Dachreiter ist heute voll verschindelt. Eigentlich schade, denn die darunter befindlichen durchgehenden Fachwerkständer aus Eichenholz mit dazwischen liegenden fünf gleichmäßigen Riegelzonen sind ein ausgezeichnetes Beispiel für den Vogelsberger Fachwerkbau.